Photovoltaik für die Stromerzeugung zu Hause
Photovoltaik – Solarstromtechnik – macht das Dach des eigenen Zuhauses zum Elektrokraftwerk. Doch was müssen Verbraucher darüber wissen?
Photovoltaik ist eine der zukunftsweisendsten Techniken für die Stromerzeugung, auch im privaten Bereich. Doch wer sich selbst eine Photovoltaik-Anlage kaufen möchte, benötigt auch als Laie viel Grundlagenwissen. Genau das liefern wir hier.
1. Die Technik
Der überwiegende Teil der weltweiten Stromerzeugung funktioniert auf klassische Weise, indem durch irgendein Medium – Wind, Dampf, Verbrennungsmotor, Gezeitenkraft – ein Generator mechanisch angetrieben wird. Bei Photovoltaik (PV) entsteht Strom jedoch buchstäblich unbewegt. Dabei ist die gesamte Technik sehr faszinierend; weswegen wir ihr auch unser erstes Kapitel widmen.
Wenn aus Licht Strom wird
Der grundlegende Aufbau einer PV-Anlage
Wichtiges zu Lage und Ausrichtung
Steuern und regeln
Möglichkeiten zur Stromspeicherung
2. PV und die Zahlen
Einspeisevergütungen und mehr
Die technischen Werte: Dabei beginnt alles mit Daten, mit denen jeder schon mal im Physikunterricht Kontakt gehabt haben sollte:
Leistung in Watt bzw. Kilowatt (1kW = 1.000W)
Zeitleistung in Kilowattstunden (kWh; 1kWh = 1.000W x 1h)
Maximalleistung in Kilowatt Peak (kWp) - Dieser Wert ist besonders wichtig für PV-Anlagen, da er Auskunft darüber gibt, wie viel Leistung die Anlage oder Einzelkomponenten unter Idealbedingungen (optimaler Einstrahlungswinkel, null Abschattung) abgeben können.
Realistische Jahresleistung in Kilowatt
- Also ein Wert, der im Alltag in einem Zeitraum von 365 Tagen erreicht wird. Dadurch, dass praktisch nirgendwo optimale Bedingungen vorherrschen, ist dieser Wert immer (wesentlich) niedriger als der „Laborwert“ Kilowatt Peak.
Doch welche Anlage bekommt wie viel? Dazu bedienen sich die gesetzlichen Vorgaben dreier Faktoren:
• Die Peak-Leistung der gesamten Anlage
• Der Aufstellungsort der Anlage (PV-Module auf Hausdächern werden höher vergütet als etwa solche auf Nebengebäuden)
• Der Zeitpunkt der Inbetriebnahme (Die Vergütung ist mit einer automatischen Degression versehen. Pro Jahr, das verstreicht, gibt es weniger. Es gilt jedoch, dass man die Vergütung, die zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme gültig war, für 20 Jahre bekommen wird).
Förderungen und Möglichkeiten
Leistungszahlen
Gehen wir einmal davon aus, dass ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt pro Jahr 5.000kWh Strom verbraucht. Mit einer kleinen „Standard“ PV-Anlage lassen sich 1kWp auf rund 7m² Dachfläche erzeugen. Je nach Lage werden daraus ungefähr 1.000kWh realistische Ertragsleistung pro Jahr.
Allerdings ist das wirklich die Untergrenze. Ein normales Einfamilienhaus mit Satteldach kommt auf eine Gesamt-Dachfläche von zirka 50 Quadratmetern. Natürlich zeigt nur die Hälfte davon in die optimale Einstrahlrichtung, also Süden. Abzüglich Dachfenster und Ähnlichem ließe sich darauf eine Menge von ungefähr 3.000kWh erzeugen – bei Verwendung von besonders leistungsfähigen Modulen oder eines Pultdaches auch noch mehr.
3. Photovoltaik in der Praxis
Die Planung
Der wichtigste Punkt dabei ist die grundsätzliche Planung. Sie beginnt damit, zu eruieren, welchen Stromverbrauch der Haushalt überhaupt hat – ein Blick auf ältere Stromrechnungen ist also Pflicht.
Lage und Statik mit einbeziehen
Worauf muss ich beim Haus und seiner Umgebung achten?
Die generelle Ausrichtung des Hauses - weist eine Satteldachhälfte nach Osten, die andere nach Westen, kann es problematisch werden, die durch die Einstrahlungsscheibe vorgegebenen Winkel einzuhalten.
Die Statik des Daches - Ein vergleichsweise neuer Dachstuhl hat in aller Regel kein Problem mit dem zusätzlichen Gewicht, ältere Installationen können jedoch unterdimensioniert sein und erfordern daher entweder eine Dachsanierung oder Ausweichen auf Nebengebäude. Auch fassadenmontierte PV-Module könnten eine Alternative darstellen.
Die gesamte Umgebung - Wodurch können mögliche Abschattungen entstehen? Gibt es eventuell Bäume die gefällt oder gekürzt werden müssen?
Die elektrische Installation des Hauses
- Was ist vorhanden, was muss für den Einbau ergänzt werden?
Baugenehmigung?
Normalerweise benötigen PV-Anlagen keine Baugenehmigung. „Leider“ ist Deutschland jedoch föderal organisiert. Soll heißen, jedes Bundesland und jede Gemeinde kann eigene, abweichende Regeln erlassen. Nur zur Sicherheit sollte man daher vor der Auftragsvergabe beim Gemeindebüro anrufen oder besser mit den Plänen persönlich vorstellig werden.
Der Netzbetreiber
Während das System installiert wird, kann man sich die Zeit damit vertreiben, seinen Netzbetreiber zu kontaktieren. Denn angemeldet werden muss die Anlage in jedem Fall.
Das ist schon deshalb wichtig, weil die Betreiber genau wissen müssen, wer wie viel Strom ins öffentliche Netz einspeist, damit geregelt werden kann und es nicht zu unkontrollierten Spannungsspitzen kommt (was fatal sein könnte).
Bei den allermeisten Anbietern ist das eine Sache weniger Mausklicks – Webseite aufrufen, Kundennummer eingeben, Leistung der Anlage, Standort. Danach wird sich der Netzbetreiber melden – denn er wird einen neuen Zähler installieren – auch das ist gesetzlich vorgeschrieben; wer Strom selbst erzeugt, benötigt einen sogenannten Smart Meter, der die eingespeisten Leistungen im Minutentakt via Internet an den Betreiber meldet.
Bei gleicher Gelegenheit bietet es sich natürlich auch an, vielleicht generell über einen Anbieterwechsel nachzudenken. Denn: Dadurch, dass man nun einen Teil seines Stromverbrauchs umweltfreundlich selbst herstellt, wäre es für das gute Umweltgewissen natürlich verlockend, auch den Rest umweltschonend zu beziehen – falls man nicht einfach nur aufs Portemonnaie schauen und für den Rest einfach günstigere Konditionen aushandeln möchte.
Im Betrieb
Die Arbeiten sind abgeschlossen. Bei jedem Sonnenstrahl zeigt der Zähler dem stolzen Besitzer den Ertrag sichtbar an. Allerdings ist nun noch ein Schritt zu tun: Die Bundesnetzagentur muss verständigt werden, am besten am ersten Tag. Denn PV-Besitzer sind verpflichtet, ihre Anlage in einem Marktstammdatenregister einzutragen – wer das nicht tut, bekommt keine Einspeisevergütung.
Für den weiteren Betrieb gibt es nur wenig zu beachten. Dadurch, dass sich in den PV-Zellen nichts bewegt, gibt es praktisch keinen Verschleiß – mit einer Ausnahme: Schmutz, der sich unweigerlich mit der Zeit auf den Platten ablegt – durch Regen, Staub, Abgase. Auch dies reduziert die Effizienz des Systems, selbst wenn durch die Neigung vieles gewissen Selbstreinigungskräften unterliegt.
Fazit
PV Anlagen sind in aller Munde. Längst nicht mehr nur deshalb, weil sich über die Einspeisevergütung so mancher Euro verdienen lässt – durch die Degression ist das kaum noch ein echter Anreiz. Viel mehr deshalb, weil das gesamte System mittlerweile sehr ausgereift ist. Man erzeugt nicht einfach nur Strom, sondern kann ihn effizient speichern, kann ihn smart gesteuert verbrauchen, wenn man ihn benötigt. Natürlich, das ist alles mit Kosten verbunden. In Anbetracht dessen, dass es effektive Förderangebote gibt und sich durch die Eigenproduktion die Kosten teilweise massiv verringern, amortisieren sich selbst große PV-Anlagen nach ungefähr einem Jahrzehnt.
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